- 8. Mai
Am Samstag sind Comics zu verschenken: Zehn Verlage verteilen 22 Titel – der geheimnisvollste von allen ist auch dabei

Kleine Erinnerung: am Samstag (10. Mai) ist Gratis-Comic-Tag. Richtig gelesen: Comics für geschenkt. 22 verschiedene Titel von zehn Verlagen, mal auf dünnerem Papier oder im Kleinformat, aber stets mit vollwertigem Inhalt. Mit dabei: Titel wie Luke Pearsons empfehlenswerte „Hilda“ (siehe Bild). Oder Teil 1 der Manga-Serie „Atelier of Witch Hat“, bei der die Fans jüngst in Leipzig trotz Fotoverbot schon glücksquiekten, sobald Zeichnerin Kamome Shirahama einen Stift nur anschaute. Vermutlich, weil: dank eines imkerartigen Maskenhuts war weder klar, wer da zeichnet noch wohin er/sie schaut – zweifellos also irrsinnig gut.
Was Sie nun tun müssen? Nix, außer am Samstag den nächsten teilnehmenden Comic-Shop anzusteuern (finden Sie hier). Ob immer und überall jeder Titel vorliegt, kann ich nicht garantieren, was anderes dafür auf jeden Fall: Sie zahlen nicht drauf!
Also: Ausprobieren, durchprobieren!
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- 27. März
Auf den Busch geklopft: ein Testbesuch in Hannovers einzigem Museum mit Spaßgarantie

Was tun, wenn einen das Schicksal nach Hannover verschlägt? Ja, schon klar, schlimm ist das nicht, aber was unternimmt man da, wenn man grade drei Stunden Zeit hat? Man steigt zum Beispiel in die Straßenbahn (Linie 4 oder 5 nach Garbsen bzw. Stöcken), fährt zehn Minuten und geht ins Deutsche Museum für Karikatur und Zeichenkunst, das zugleich Museum Wilhelm Busch heißt. Hübsch gelegen im Georgenpalais im Georgengarten, knapp 200 Meter von der Haltestelle.
Gewitztes im Georgengarten

Natürlich ist ein Besuchsgrund der Namensgeber, der ja immer wieder vielseitiger ist als man denkt und gerade auch wegen dieser Vielseitigkeit so viel weglassen und seine Zeichnungen noch gewitzter auf Punkt und Pointe hin reduzieren konnte. Aber mindestens genauso empfehlenswert sind die wechselnden Ausstellungen.
Peng und Hu
Noch bis 20. April sind beispielsweise große Teile des Hauses anderweitig und nicht minder kompetent belegt, nämlich durch Peng und Hu: den unverschämten österreichischen Cartoonisten Peng und den schön kreuz- und querverdrahteten Deutschen Rudi Hurzlmeier. Gut präsentiert und auch angenehm dosiert, so dass man nach anderthalb Stunden schön sattgesehen ist, aber nicht mental überfüllt. Und das ist kein Zufallstreffer, denn ab Mai gibt’s schon wieder ähnlich Gutes von und über F. K. Waechter oder Tex Rubinowitz. Â

Denkt sich der reisefaule Münchner in mir, dass man sowas theoretisch eigentlich genausogut auch in der bayerischen Landeshauptstadt aufbauen, einrichten und zeigen könnte. Aber erstens ist Bayern ja so schon lustig genug, und zweitens hat es wahrscheinlich von ganz früher bis zum heutigen Tage noch nie verdienstreiche humoristische (Comic-)ZeichnerInnen gegeben, die man irgendwie in München verorten könnte. Das würde der kunst- und comicbegeisterte Ministerpräsident ja wissen.
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- 2. Juni 2024
Fußballcomics sind eine Seltenheit, doch zur EM muss das Runde gleich drei Mal ins eckige Format. Ein Triple-Test vorm Auftritt der Nagelsmänner

Am 14. Juni startet die EM! Und zur richtigen Vorbereitung gehören auch die richtigen Comics. Aber ein Blick ins Regal verrät: Es gibt gar nicht mal so viele. Denn das Spiel ist knifflig für Comics: Viele Spielzüge sind parallel laufende Leistungen mehrerer Spieler, es hat schon seinen Sinn, dass man sie aus der Totalen zeigt und nicht in Nahaufnahme. Aber wegen der enormen Beliebtheit wird's natürlich trotzdem immer wieder versucht: Neben einer Maradona-Biografie sind derzeit drei Titel halbwegs aktuell. Neugierig?
Mit den Ducks in die Entrunde

Nummer Eins, vermutlich auch vom Umsatz her, ist Donald Duck. Gleich zwei neue Titel gibt's im Rahmen der „Lustigen Taschenbücher“. Das geht in LTB 585 sogar sehr brauchbar los: Story 1 nutzt clever die einzige Einzelperson eines Fußballspiels – Donald wird Schiedsrichter. Aber schon die zweite Story nutzt die Kickbegeisterung von Mack und Muck nur noch als Hintergrund, und dann war's das hier mit Fußballthemen.

LTB Extra 8 hingegen widmet sich komplett dem Fußball, und da wird’s dann wirklich wahllos. Donald enthüllt seine Vergangenheit als Supertorwart, wird parallel lausiger Nebenberufs-Trainer, war als Kind Feldspieler (Trainer: Dagobert), gewinnt per Los ein ganzes Kickerteam (wird wieder Trainer, aber jetzt auf einmal super), wird Fußballreporter, Balljunge, als Phantomias Fußballdetektiv, erfindet mit Daisy in der Steinzeit das Fußballspiel. Und allein schon diese Auswahl wirft die Frage auf: Kann man mit Donald eigentlich einfach alles machen? Carl Barks hätte vermutlich „Nein!“ gesagt, aber wer ist schon Barks? Donald scheiterte früher an Pech, Faulheit oder auch, weil er zu gut war. Der Donald von 2024 scheitert an Arroganz, Blödheit, Ungeschick. Das ist nicht dasselbe.
Hingekrampft und aufgepropft
Hätte ich das alles als Kind einfach in mich reingelesen? Vielleicht, aber heute scheitern für mich die Stories, weil sie nichts mit Donald zu tun haben. Sie werden den Figuren einfach aufgepfropft. Nur so erklärt sich die krampfige Story mit dem armen, ignorierten Torwart, der angeblich im Schatten erfolgreicher Stürmer steht. Inhaltlich Quatsch, weil Torwarte (Kahn! Neuer! Donald selbst, s.o.) exzellente Helden ergeben. Aber scheißdrauf, jetzt ist die Story halt da, jetzt muss sie irgendwem passieren, ene mene muh, ticktricktrack, und es wird… Tick! Der Verdacht liegt nahe, dass die Macher denken: für Kinder reicht's. Und deshalb war Barks so einmalig: Weil er seine Leser so ernst nahm wie seine Figuren. Aber: Die Schiedsrichtergeschichte hätte ihm vermutlich gefallen. Weil Donald so gut und gerecht ist, dass sogar seine Neffen staunen – bevor die Geschichte dann ducktypisch eskaliert. Den Autor kann man sich mal merken: Aleksander Kirkwood Brown.
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Die Fußball-Academy

Wie man’s besser macht, zeigt wieder mal der Mangamarkt. „Blue Lock“ heißt die Serie, und auch hier ist das Motiv weniger Liebe zum Fußball als der Bedarf, die Nische abzudecken. Aber die Japaner wissen, dass ihr Manga gegen Tausende anderer bestehen muss, und das zwingt zur Professionalität. Die Story: 2018 flog das Nationalteam bei der WM im Achtelfinale raus. Japans Fußballbund tagt. Lauter alte weiße Männer und eine Frau, der die Männer auf die Möpse starren (hat sowas eigentlich schon mal wer über den DFB gezeichnet?). Die einzige Idee im Raum hat – die Frau: Sie setzt einen bizarren Wissenschaftler durch, der die Akademie „Blue Lock“ gründet.

Vier Jahre lang sollen die 300 besten Jugendlichen gedrillt werden, nur einer von ihnen wird Japans neuer Superstürmer, alle anderen werden – umgebracht. Äh, nein, aber sie dürfen NIE PROFIS werden. Ab da gibt es Wettbewerbe ohne Ende. Wir lernen die Charaktere kennen, alle machen sich dauernd Gedanken, Mangaaction und -grübeln at its best. Durch die permanenten Qualifikationen wird das Spiel elegant auf Zweikämpfe reduziert und dadurch comictauglicher. Aber Texter Muneyuki Kaneshiro legt noch einen drauf.
Da wird „Manni der Libero“ neidisch
Runde Eins etwa besteht aus einem Wettbewerb der 25 Zwölfergruppen: Jede hat 136 Sekunden, um in einem Raum die elf Mitspieler anzuschießen. Wen der Ball zuletzt berührt, der ist raus. FÜR IMMER. Ein blöder Wettbewerb, oder? Was hat das mit Fußball zu tun? Aber das erklärt die Kick-Koryphäe hinterher per Monitor: Der Raum hat exakt die Größe des Hauptarbeitsplatzes eines Stürmers: des Strafraums vor dem Tor. 136 Sekunden sind die Durchschnittszeit, die jeder Spieler in 90 Minuten wirklich am Ball ist. Und Ziel ist nicht Teamwork, sondern Skrupellosigkeit. Überdrehte Spannung aus Fußballfakten, so lass' ich mir das gefallen. Es gibt Action-Einstellungen, Einzelschicksale, das Spiel wird in seiner Komplexität angedeutet. Gute Unterhaltung, von der „Manni der Libero“ nur träumen konnte.
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Starkarriere mit angezogener Gagbremse

Eine der Möglichkeiten, was aus dem Fußball zu machen, ist: der Promi-Faktor. Community Editions versucht das mit dem Band „Ich bin Kylian“, eine Cartoon-Autobiografie des französischen Superstars Kylian Mbappé. Beraten von Comic-Künstler Faro (und vermutlich seinem Management) erzählt Mbappé sein Leben als Sohn eines Kameruners und einer Algerierin. Der Start lässt zwar nichts Gutes ahnen: eine zähe Reihe langatmiger Gags über ein Kind, das immer nur Fußball spielen will. Aber das bessert sich: Es gibt tatsächlich einige Einblicke, wer alles wie an einem Wunderkind herumzerrt, welche Verbände und Interessen um ihn kämpfen. Und je länger der Comic dauert, desto mehr wünscht man ihm, er würde die Gags reduzieren und sich mehr auf die Story verlassen. Aber gut: Man kann nicht alles haben, „Ich bin Kylian“ ist ein recht ordentlicher Comic, nicht mehr, aber auch nicht weniger.