Härtetest für Kindercomics (12): „Idefix und die Unbeugsamen“ nenne ich berechnend zusammenkopiert – aber Julia (11) sieht das gaaanz anders
Albert Uderzo lebt wieder, und er heißt Jean Bastide: Im ersten Band des Kindercomics „Idefix und die Unbeugsamen“ zeichnet er eine der drei Episoden so originalgetreu, dass man sich fragt, wieso man die Hauptserie zehn Jahre lang von Didier Conrad vollmalen ließ. Aber das war's schon mit den positiven Überraschungen – für mich.
Grautvornix als Justin Biermann
„Idefix“ ist ein reines Industrieprodukt, Risiko und Nebenwirkung einer TV-Serie. Die Episoden sind aus Asterix-Bestandteilen so zurechtgeschraubt, dass sich der niedliche Hund verwursten lässt. Nur optisch, wohlgemerkt: Denn während Idefix classic bei Asterix eine Kommentarfunktion hat, übernimmt er hier Detektivaufgaben und Verfolgungsjagden, Idefix goes Paw Patrol. Was ihn leider recht austauschbar macht.
Das wird auch nicht besser, wenn man sinnfrei das Personal klassischer Alben einbaut. Amnesix ist wieder geheilt, Grautvornix ist jetzt ein Mix aus Wolf Biermann und Justin Timberlake – eine Funktion jenseits der Wiedererkennung für kaufende Eltern haben beide nicht. Die Römerhunde sind als beliebig überwindbare Gegenspieler so lieblos zusammengeklebt wie der Rest des Settings: Idefix und seine Freunde wohnen nun in Lutetia. Warum? Egal. Dort lebt jetzt auch Majestix mit seiner Frau. Aber nicht in seinem Haus, das mitten in Lutetia leer steht und von den Hunden bewohnt wird. Als Dreingabe werden ganze Szenen wie der Stierkampf aus „Asterix in Spanien“ 1:1 kopiert. Haben die keine Angst, dass Julia den Band kennt?
Süß, süß, süß
Tatsächlich wundert Julia sich auch über das leere Haus. Doch damit endet unsere Gemeinsamkeit, aber sowas von! Und da reden wir noch nicht mal von den unterschiedlichen Zeichnerqualitäten. Der Umzug nach Lutetia ist völlig egal, wer Idefix füttert, auch. Majestix macht hier wohl Urlaub, das stört keinen großen Geist. Idefix ist süß, seine Freunde wie Turbine oder Dertutnix ebenfalls. Süß sind übrigens auch die Römerhunde. Einen leichten Tadel erntet allenfalls Sardine, die faucht nämlich immer nur.
Die beste (weil lustigste Stelle): Wie der Uhu Weissnix die wirren Zaubertränke zusammenrührt (Himmel, das Kind kennt doch den „Kampf der Häuptlinge“!)
Die niedlichste Stelle: Die Römerkatze trinkt (Seite 29)
Julias Entscheidung
Also gut: Diesmal hat „Die schreckliche Adele“ nichts zu befürchten, der letzte Platz bleibt ihr vorerst. Aber als auch „Hugo und Hassan“, sogar „Zack!“ locker überholt werden, frage ich Julia, ob ihr denn Idefix lieber ist als die Originalalben mit Asterix. Sie denkt kurz nach und sagt dann: „Ja.“ Ab da schwant mir Finsteres...
1. Idefix und die Unbeugsamen
2. Alldine & die Weltraumpiraten
3. Das unsichtbare Raumschiff
4. Zack!
5. Witches of Brooklyn
6. Hugo & Hassan forever
7. Boris, Babette und lauter Skelette
8. Hände weg von unserem Wald!
9. Trip mit Tropf
10. Willkommen in Oddleigh
11. Karl der Kleine: Printenherz
12. Superglitzer
13. Die schreckliche Adele
... wird natürlich fortgesetzt
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Wie gut ist das Juniorformat der neunten Kunst? Die Fortsetzung der gefürchteten Challenge 2023 überrascht heute mit besonderen Farben - und Superglitzer
Lese lieber ungewöhnlich
Man merkt sofort: Dieser Comic ist anders. Zunächst mal: Blassere Neonfarben, ein bisschen leuchtstiftig, das ist nicht der Standard. Und auch die Tiere sind nicht knuddelig. Ist das überhaupt ein Kindercomic? Ich hab's nochmal auf der Verlagshomepage überprüft: Ja, ist er. Und darum geht's:
Die Tiere im Wald finden ein Smartphone. Erst rätseln Fuchs und Elster, was es ist. Dann zeigen die Ameisen, wie man's bedient. Und anschließend bestellen die Tiere eine Pizza. Wie das geht, ohne sprechen zu können? Wie man als Tier überhaupt ein Handy bedient?
All das ist Teil des Spaßes.
Prädikat: fabel-haft
Allerdings ist dieser Spaß anders als bei „Zack!“ oder „Boris und Babette“. Weniger abenteuerlich, eher fabel-haft. Und die Tiere sind auch nicht superniedlich. Die Elster ist sehr natürlich, der Fuchs dagegen eher gestreckt, eckig. Auch die Ameisen sind sehr kantig und winklig, das sieht alles sehr nach Kunst aus. Sehr ästhetisch, aber ... Julia akzeptiert die Optik. Die Story hingegen weniger.
Weil Julia höflich ist, sagt sie: „Naja, ist ein bisschen langweilig.“ Das Selfie, das die Tiere versehentlich machen (was ich ziemlich komisch fand) - Julia zuckt mit den Achseln. Die überall herumliegenden Blätter mit den staunenden Augen, der Pilz, der „OMG“ sagt, all das beeindruckt sie nicht. Eher stört sie, dass es Tiere (oder Pflanzen?) mit langen Borsten gibt, die sie nicht eindeutig zuordnen kann: Was soll das sein? Spontan begeistert ist eher ... die Frau, die mit mir in der Wohnung wohnt. Die sagt sofort: „Das sind aber schöne Farben“. Hm. Ist das wirklich ein Kindercomic? Ja, ist es.
Die beste (weil lustigste) Stelle: Die SMS der Ameisen mit den ganzen Rechtschreibfehlern.
Die zweite Entscheidung
Erneut die Frage: Wenn Julia einen Comic an eine Freundin verschenken dürfte, welcher wäre es?
1. Zack
2. Boris, Babette und lauter Skelette
3. Superglitzer