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Comicverfuehrer

Härtetest für Kindercomics (10): An den „Witches of Brooklyn“ scheiden sich die Geister. Ich bin eher genervt, aber Julia (11) erwägt sogar einen Spitzenplatz

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Illustration: Sophie Escabasse - Egmont BÄNG! Comics

Hexen können prima sein: Penelope Bagieus rasante Bearbeitung von Roald Dahls „Hexen hexen“ fällt mir sofort ein, aber vielleicht ist das der Fehler. Denn im Vergleich damit fällt für mich „Witches of Brooklyn“ von Sophie Escabasse deutlich ab. Ich ertappe mich sogar bei dem Gedanken: „Wie kriegt man Hexen so langweilig hin? Und das in New York??“


Lieferando Kids


Bei zwei älteren Wunderheilerinnen in Brooklyn klingelt nachts um Eins ein Herr vom Adoptionsbüro und liefert Effie (11) ab, um die sich die zwei ab sofort kümmern sollen. Seltsam? Lieferando Kids? Aber so steht es eben geschrieben. Es wird recht viel gejammert und recht wenig gehext. Effie geht in die neue Schule und findet Freunde, und irgendwann stellt Effie fest, dass ihre Finger leuchten. Die Damen jubeln: Daran, so enthüllen sie, erkenne man, dass Effie eine Hexe ist wie die beiden selbst ja auch. Sie zeigen ihr sogar ein bisschen von ihrer eigenen Hexerei. Und was sagt Effie dazu? Sagt sie:

a) „Wahnsinn! Zeigt mir sofort die besten Tricks!“

oder

b) „Irre! Was kann ich damit machen? Einfach alles?“

oder

c) „Ich muss in die Schule! Heute ist unser Demokratie-Referat!“


In der Tat: Richtig ist Antwort c). Ab da hab ich die Hoffnung aufgegeben, dass da noch irgendwas Reizvolles rausgähnnnnnnnn. Aber als Kind hätte ich wohl weitergelesen, weil: Sprechblasen! Geht es Julia ähnlich?


Gerettetes Pop-Sternchen


Tatsächlich liest Julia weiter, aber ihr fällt es scheinbar überhaupt nicht schwer. Sie merkt zwar streng an, der Verlag können die Worte „Kräuterhei-lkundige“ und „untersch-reiben“ sorgfältiger trennen, aber das Abenteuer funktioniert für sie hervorragend. Dass die Hexen-Tanten dann ein superberühmtes Pop-Sternchen von seinem roten Gesicht erlösen und alles gut ausgeht, alles sehr süffig - man kann sagen: Julia ist so ziemlich rundum zufrieden. Sie hätte nur gerne gewusst, was ein „Au-pair“ ist.


Die beste Stelle: Wie Effie im Keller Francis, der verzauberten Ritterrüstung, begegnet und wie sie dann Tränke zusammenrühren. Spannend und lustig zugleich!

Die niedlichste Stelle: Gar nicht so niedlich, aber gut: Effie erweckt eine Schlange aus einem Bild zum Leben!



Julias Entscheidung


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Selbstporträt: Julia

Das hätte ich nie gedacht: „Alldine“ hat an der Spitze nichts zu befürchten, das „unsichtbare Raumschiff“ ist safe, aber schon „Zack!“ steht auf wackligen Füßen - es geht um Platz 3!




  • 1. Alldine & die Weltraumpiraten

  • 2. Das unsichtbare Raumschiff

  • 3. Zack!

  • 4. Witches of Brooklyn

  • 5. Hugo & Hassan forever

  • 6. Boris, Babette und lauter Skelette

  • 7. Hände weg von unserem Wald!

  • 8. Trip mit Tropf

  • 9. Willkommen in Oddleigh

  • 10. Karl der Kleine: Printenherz

  • 11. Superglitzer




... wird natürlich fortgesetzt



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Seit 2011 dokumentiert der Italiener Igort die brutale Seite russischer Außenpolitik jetzt erscheint sein Band über den Überfall auf die Ukraine

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Illustration: Igort - Reprodukt

Wenig habe ich so gespannt erwartet wie Igorts neue „Berichte aus der Ukraine“. Weil seine „Berichte“ aus der UdSSR-Ukraine (2011) und aus dem Kaukasuskrieg (2013) nicht nur ziemlich erschütternd waren, sondern schon vor Putin warnten, als der noch gar nicht auf der Krim war. Diesmal, bei Putins jüngstem Überfall, ist Igort (der eigentlich Igor Tuveri heißt und Italiener ist) zeitlich noch dichter dran, er berichtet sozusagen live. Das muss doch dann so direkt sein, dass es einen praktisch umhaut! Oder?


Erst bomben, dann helfen


Ist es irgendwie nicht. Igort hat zwar offenbar exzellente Kontakte nach Russland und in die Ukraine. Aber so gut er Vergangenes aufbereiten kann: ein Kriegsberichterstatter ist er nicht. Er sitzt viel am Telefon, er erfährt Geschichten aus erster Hand, gewiss, doch er kann nur auf dieselben Bildquellen zurückgreifen wie wir alle.


Weshalb man als Leser permanent den Eindruck hat, man kenne dies oder das schon aus dem Fernsehen. Ein Problem, das die Vorgängerbände nicht hatten: Die stalinistischen Verbrechen waren westlichen Lesern ähnlich unvertraut wie Putins allgemein verdrängter Terrorkampf gegen Georgier und Tschetschenen. Igorts Bildumsetzungen waren also konkurrenzlos, diesmal sind sie es nicht. Weshalb Empörung vor allem in Momenten besonderer Absurdität aufwallt: Etwa angesichts der „humanitären russischen Hilfe“ fürs zerstörte Mariupol. Weil das ungefähr so ist als rammte man jemandem ein Fleischermesser in den Bauch und brächte ihm danach ein Heftpflaster.


Butscha ist schon im Bildgedächtnis


Aber so wütend wird man selten. Was freilich andere Einsichten ermöglicht. Dass man schon so an diesen Krieg gewöhnt ist, dass es neue Bilder braucht. Dass die Leichen auf den Straßen von Butscha längst im kollektiven Bildgedächtnis sind, wie der tote Flüchtlingsjunge am türkischen Strand. Und dass die klareren Fronten den Krieg inzwischen geregelter erscheinen lassen als zuvor, als zu den Verbrechen des Angriffskriegs die der anarchistischen Stümperei hinzukamen: befördert durch Frust, schlechte Versorgung, Überforderung und die Versuche, vorige Untaten durch zusätzliche zu vertuschen. Man kann sich freilich ausmalen, welche Enthüllungen im Falle weiterer ukrainischer Befreiungen bevorstehen.




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Härtetest für Kindercomics (9): „Hände weg von unserem Wald!“ behandelt Umwelt kindgerecht. Julia (11) findet überraschende Vorteile

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Illustration: Nora Dåsnes - Klett Kinderbuch

Ich habe kein richtig gutes Gefühl bei Nora Dåsnes' „Hände weg von unserem Wald!“: Zu lieb, zu gut gemeint, alles ein bisschen „Sei deine eigene Greta Thunberg“. Andererseits: Könnte auch im Trend liegen, also wer weiß?


„Die übertreibt manchmal!“


Die Geschichte ist zeitgemäß: An Baos Schule soll der nahe Wald abgerissen werden, um einen Parkplatz für Eltern und Lehrer zu bauen. Bao sitzt zwar als Schülervertreterin im Beirat, wird aber überstimmt. Und organisiert dann den Protest: Mit „Banner aufhängen“ auf dem Schuldach und allem drum und dran. Dann wird der Wald besetzt, die Eltern helfen mit, und es findet sich ein Fehler im Gutachten, wegen dem der Bau schließlich abgeblasen wird. Schön und gut gemeint, aber insgesamt schon sehr viel Schema F, denke ich. Und dass Bao in ihrer Spaßbremsenhaftigkeit der echten Greta ziemlich nahe kommt, mag zwar realistisch sein, fördert aber nicht meine Lesefreude.


Julia schlägt sich interessanterweise nicht komplett auf Baos Seite. Sie will zwar auch keinen Parkplatz, sagt aber: „Die übertreibt manchmal!“ Auf Dächer klettern würde Julia nicht. Und noch etwas übertreibt Bao: Sie textet soviel am Handy, und diese ganzen Chatverläufe fand Julia eindeutig langweilig.


Auch im Comic gibt's Filmfehler


Überhaupt gab’s bei Bao wenig zu lachen, dafür einige Fehler zu finden: Für ihre Klettertour braucht Bao ein Seil, um hoch zur Feuerleiter zu kommen. Aber kaum hängt sie an der Leiter, ist das Seil weggepackt. In die Hosentasche? Einarmig? Julia klettert selbst in der Halle und weiß: Das geht nicht. Und als Bao in den angeschwollenen Bach fällt, wird sie von ihren Freundinnen gerettet, die erst am Ufer stehen – zwei Bilder später ist das Ufer eine Insel.


Sieht nicht gut aus, denke ich – doch dann kommt plötzlich Lob: „Das Beste war Baos Klimabericht“. Leicht verständlich, prägnant, mit einleuchtenden Zeichnungen. Es ist eindeutig, dass Julia sich für ihre Referate was davon abgucken wird.


Die beste Stelle: Der Klimabericht.

Die niedlichste Stelle: Es wird nicht so richtig niedlich.



Julias Entscheidung


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Selbstporträt: Julia

Klimabericht hin oder her, „Alldine“ hat an der Spitze nichts zu befürchten. Auch „Zack!“ zittert nicht, erst bei „Boris, Babette...“ wird es interessant, und das führt dazu, das...




  • 1. Alldine & die Weltraumpiraten

  • 2. Das unsichtbare Raumschiff

  • 3. Zack!

  • 4. Hugo & Hassan forever

  • 5. Boris, Babette und lauter Skelette

  • 6. Hände weg von unserem Wald!

  • 7. Trip mit Tropf

  • 8. Willkommen in Oddleigh

  • 9. Karl der Kleine: Printenherz

  • 10. Superglitzer




... wird natürlich fortgesetzt



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